HomebaseSauerland beim 13. Marsberger Wirtschaftsforum
Marsberg. Das 13. Wirtschaftsforum der Volksbank Marsberg am Dienstag, den 20. September, im Foyer der Hauptstelle stand ganz im Motto „Standortoffensive auch für Marsberg“. Den Gästen boten sich Vorträge und Informationen zur Nachwuchsbindung und -gewinnung / Informationen aus erster Hand zum Thema lieferten Andreas Janßen, Initiator der Initiative „HomebaseSauerland“, Frank Stratmann, Dialog-Experte aus Meschede und Sarah Zielonka, Auszubildende der Volksbank Marsberg eG.
Trotz aller positiven Aspekte, welche der Wirtschaftsstandort Sauerland und auch die Teilregion Marsberg zu bieten haben, stellte Moderator Peter Kaufmann von Wirtschaft in Westfalen schnell klar, dass die Lage durchaus ernst sei. Wer im zukünftigen Wettlauf um Talente und damit auch um wettbewerbsfähiges Know-How mithalten möchte, sollte genau hinhören worauf es ankommt. Man könne sich nicht mehr auf den selbstständigen Zulauf junger Bewerber verlassen und wenn man sich mit seinen Vorzügen hinter den tausend Bergen der heimischen Landschaft versteckt, braucht sich über ein fades Image nicht zu wundern. Kaufmann, der mit seinem Netzwerk viele Unternehmen in der Region betreut, erlebt nahezu täglich die Probleme des Fachkräftemangels.
An mehr Offenheit appellierte auch HomebaseSauerland Initiator Andreas Janßen, der als erster Referent des Marsberger Wirtschaftsforums den Reigen der Vorträge eröffnete. Man müsse einfach „machen“ und sich als weltoffene und in die Zukunft gerichtete Region präsentieren, ohne sich gezwungen zu verkrampfen. Besonders wichtig sei es, die Standortvorteile auch der heimischen Jugend zu verdeutlichen um diese so für die lokale Wirtschaft und die gebotenen Chancen zu motivieren. Bindet man die Zielgruppe selbst aktiv in diesen Prozess ein, so erzielt man nachhaltige Identifikation, welche keine noch so kostenintensive Marketingkampagne erzielen kann. Dies ist das Ziel der Initiative HomebaseSauerland, die sich aktuell in ihrer Planung neu formiert und damit auch weitere Einsatzfelder für freiwillige „Heimatpfleger 2.0“ in Marsberg und im gesamten Sauerland schaffen möchte.
Sarah Zielonka verdeutlichte die emotionale Einschätzung der Marsberger Unternehmen. Die Auszubildende der Volksbank Marsberg hatte zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen insgesamt sechs Unternehmer in Marsberg und den umliegenden Ortschaften interviewt. Die Azubis wollten wissen, warum die Unternehmer sich für den Standort Marsberg entschieden haben, was sie an Marsberg schätzen und was sie denken, wie Marsberg sich in Zukunft entwickeln wird. Dieser Ansatz könnte Vorbildcharakter für nachhaltige Erhebungen bieten, wie es die interessierten Zuhörer sogar wünschten.
Was Bewerber heute tun, welche Kommunikationskanäle sich eignen, wie sich bisherige Strategien der Personalbeschaffung übertragen lassen und Konzepte nachhaltig gelingen – das beleuchtete Frank Stratmann in seinen Ausführungen. Traditionelle Instrumente der Personalbeschaffung seien auf dem Rückzug. Der Jobmarkt der Zukunft konstituiere sich im Internet und orientiere sich am Dialog, so der Experte aus Meschede. Seine These: „Social Recruiting ist kein Trend, sondern baut auf das virtuelle Zusammenrücken der Gesellschaft auf.“ Neben der klassischen Recherche auf den Homepages der Unternehmen oder in Jobportalen nutzten immer mehr Jobsuchende so genannte „Soziale Netzwerke“, um sich mit Menschen, Marken, Meinungsführern und interessanten Unternehmen zu vernetzen, verdeutlichte Stratmann weiter. Gut ein Drittel, die einem Unternehmen virtuell folgten, hätten ein konkretes Interesse an der Kultur, dem Umfeld und dem Betätigungsfeld des potenziell zukünftigen Arbeitgebers. Der Heimat virtuell treu bleiben und die richtige Chance für eine Rückkehr nicht zu verpassen, seien weitere Motivationen, die heimische Unternehmen aktiv bedienen können.
Das Internet sei längst zu einem Teil des persönlichen Lebens der Menschen geworden, verdeutlichte Stratmann weiter. Im Regierungsbezirk Arnsberg seien 74 Prozent aller Menschen online. Der Bundesdurchschnitt liege bei 74,7 Prozent. Unternehmen, die weiterhin darauf angewiesen sind, Mitarbeiter, vor allem Fach- und Führungskräfte in die Region zu locken oder in der Region zu halten, müssten daher durch dialogorientierte Angebote ihr Einzugsgebiet vergrößern und durch gezielte Informationspolitik Transparenz schaffen. Die punktuelle Suche im Bedarfsfall sei nicht mehr zeitgemäß, so der Experte.
Die aktive Vernetzung werde zur Triebfeder und zum Wettbewerbsfaktor am Jobmarkt. Sie verringert den Abstand zu heimischen Talenten schon ab der Schule und zu jenen, die der Heimat temporär für eine Ausbildung oder einem Studium den Rücken kehren. Vermeintliche Standortnachteile lassen sich durchaus kompensieren, in dem die neue Infrastruktur Internet strategisch genutzt wird. 70 Prozent aller Anstellungen liefen bereits im Jahre 2009 über das Internet. 58 Prozent aller Firmen weltweit wären bereits in Sozialen Netzwerken aktiv.