Hartware MedienKunstVerein erhält Auszeichnung für die „Ausstellung des Jahres“
Dortmund. Im Januar 2021 erreichte den HMKV Hartware Medienkunstverein in Dortmund eine erfreuliche Nachricht: Kunstkritiker*innen der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA haben die Ausstellung Artists & Agents - Performancekunst und Geheimdienste (2019-20) des HMKV zur „Ausstellung des Jahres" 2020 gewählt.
Nach pandemiebedingter Verzögerung konnte am Samstag, 04. Dezember 2021 die Preisverleihung im Bauhaus Museum in Dessau stattfinden. Vor Ort nahmen zwei Kuratorinnen der Ausstellung Artists & Agents – Dr. Inke Arns, Direktorin des HMKV, und Dr. Kata Krasznahorkai, Gerda Henkel Senior Researcher an der Universität Zürich – sowie Mathias Meis, kaufmännischer Geschäftsführer des HMKV, den Preis dankend entgegen. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung der deutschen Sektion der AICA. Es ist eine großartige Anerkennung unserer Arbeit!“, so Inke Arns.
Die AICA Deutschland begründet die Preisvergabe folgendermaßen: „Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls beleuchtete die Schau Artists & Agents – Performancekunst und Geheim- dienste die Interaktion zwischen Geheimdiensten und der Performancekunst als eine Kunst- richtung, die den Parteidiktaturen Osteuropas am unkalkulierbarsten, als westlich und dekadent erschien. Zu der Frage, was die Geheimdienste von den Künstler*innen befürch- teten und was die überwachten Künstler*innen zu befürchten hatten, stellte die Ausstellung künstlerische Positionen aus der Perspektive geheimdienstlicher Ermittlungen vor. Hierfür waren umfangreiche Recherchen in den nach 1990 geöffneten Geheimdienstarchiven der ehemaligen Ostblock-Länder nötig. Die geheimdienstliche Unterwanderung der Kunstszene führte aber auch zu ihrer kunsthistorischen Dokumentation.“
„Akademische Forschungsarbeit ist sehr wichtig“, so Inke Arns, „nur verbleibt sie leider allzu oft im akademischen Kontext. Wir haben mit dieser Ausstellung, die auch aktuelle künstlerische Arbeiten zum Thema versammelte, Forschung sichtbar und zugänglich gemacht. Das hervorragende Ausstellungsdesign von please don’t touch aus Dortmund hat maßgeblich dazu beigetragen.“
Ziel der Ausstellungsmacherinnen war es, ausgehend von dem historischen Archivmaterial aus der ehemaligen DDR und Osteuropa, die Ausstellungsbesucher*innen für aktuelle Themen und Fragestellungen zu sensibilisieren. „Die Akten, in denen sich die Arbeit der
Geheimdienste materialisiert, wurden quasi zu einem Ausgangs- und Kondensationspunkt für etwas, was sich sonst nur schwer fassen lässt, gerade auch im Zeitalter digitaler Kommunikation,“ so Inke Arns.
Die Ausstellung geht aus einer Kooperation mit der Universität Zürich hervor: mit Sylvia Sasse, Professorin für Slawistik an der Universität Zürich, sowie mit Kata Krasznahorkai, die im Rahmen eines dort angesiedelten Forschungsprojektes zu Performancekunst in Osteuropa in den Geheimdienstarchiven vieler Länder recherchiert hat.
Eine Zusammenarbeit zwischen Sylvia Sasse und Inke Arns mündete schon 2017 in einer Auszeichnung: Für Sturm auf den Winterpalast – Forensik eines Bildes erhielten die Kuratorinnen, gemeinsam mit Igor Chubarov, den Justus-Bier-Preis für Kuratoren und Kuratorinnen 2018/19.
Mit Artists & Agents wurde nun schon zum dritten Mal eine Ausstellung des HMKV von der AICA prämiert: 2003 wurde games. Computerspiele von Künstler*innen und 2012 wurde Sounds Like Silence (zu 4’33‘‘ von John Cage) ausgezeichnet, jeweils in der Kategorie „Besondere Ausstellung“.
Gemeinsam mit dem HMKV wurden das Bauhaus Museum Dessau (Museum des Jahres 2020) und das Brücke-Museum Berlin (Besondere Ausstellung 2020) ausgezeichnet. Die rund 200 in der deutschen AICA-Sektion zusammengeschlossenen Autor*innen, Kritiker*innen, Journalist*innen und Publizist*innen vergeben jedes Jahr drei undotierte Auszeichnungen an Museen und für einzelne besonders gelungene Kunstausstellungen.